BDLO Akademie zum Thema Komponistinnen
„Mulier non tace(b)at in Musica”
Die diesjährige BDLO-Akademie entstand in Kooperation mit dem Archiv Frau und Musik und fand am 02.09. und 03.09. in Frankfurt/Main statt. Das Programm stieß auf viel positive Resonanz und unter den Teilnehmer*innen wie Referentinnen kam es zu einem lebhaften Austausch.
Die Tagung bot sowohl einen Überblick über den Fachdiskurs als auch praktische Unterstützung für Orchester und Chöre und ermöglichte so einen vielfältigen Einblick in das Thema.
Einen Überblick über die verschiedenen Vorträge können Sie dem Programm entnehmen, eine ausführlichere Dokumentation der Ergebnisse folgt demnächst.
Programm
Freitag
16:00 – 16:30 Uhr: Begrüßung, Vorstellungsrunde
16:30 – 17:30 Uhr: Datenbank-Recherche
Hier erfahren Sie Genaueres über die Kooperation des BDLO mit dem Archiv Frau und Musik und welche Neuerungen es in der BDLO-Bibliotheksdatenbank gibt/geben wird, die die Recherche nach Werken von Komponistinnen erleichtern sollen. Auch die Recherchemöglichkeiten in weiteren Datenbanken werden aufgezeigt. So können Sie leicht neue Anregungen für Ihre Spielpläne gewinnen.
Referentin: Letizia Turini, Bibliotheksleitung, BDLO; Mary Ellen Kitchens, Geschäftsführende Vorstandsfrau Archiv Frau und Musik / Dirigentin
17:30 – 18:30 Uhr: Führung durch das Archiv Frau und Musik
Das Archiv Frau und Musik ist eine der weltweit führenden Institutionen zur Erforschung und Förderung von Komponistinnen und der Aufführung ihrer Werke. Bei der Führung erhalten Sie einen Einblick in den Bestand des Archives, zu dem nicht nur Noten, sondern auch Tonträger, Literatur sowie einige Originalhandschriften zählen. Sie erfahren außerdem Näheres über die Arbeit und Angebote des Archivs.
19:00 Uhr: gemeinsames Abendessen
20:00 – 22:00 Uhr: gemeinsames Musizieren von Werken von Komponistinnen
Samstag
09:00 – 10:30 Uhr: Die Musikgeschichte der Frauen
Der Blick auf die Musikgeschichte zeigt: Frauen waren nicht nur als Mäzeninnen und Musikerinnen aktiv, sondern auch als Komponistinnen – obwohl sie in vielen Epochen besonderen Einschränkungen ausgesetzt waren. Dieser Vortrag berichtet von den unterschiedlichen Arbeitsbedingungen von Komponistinnen und ihren sozialen Hintergründen, dabei liegt ein Schwerpunkt auf ihrem sinfonischen Schaffen. Als Zuhörer*innen lernen Sie außerdem FLINTA*-Komponist*innen (Frauen, Lesben, Intersexuelle, Nicht-binäre, Trans und Agender Personen) kennen, deren Werke heute für Amateurorchester attraktiv sind.
Referentinnen: Jelena Rothermel, Archiv Frau und Musik; Susanne Wosnitzka, musica femina münchen / Archiv Frau und Musik
10:30 – 10:45 Uhr: Kaffeepause
10:45 – 12:00 Uhr: Engagement für die Werke von Komponistinnen heute
In diesem Vortrag erfahren Sie, welche Angebote es für Gleichberechtigung auf den Spielplänen gibt – von musikwissenschaftlichen Unterrichtseinheiten für Schüler*innen über spezialisierte Orchester bis zu fertigen Programm-Vorschlägen. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf den Angeboten, die sich an Amateurorchester und -musiker*innen richten. Auch die dabei gesammelten Erfahrungen, wie bspw. die Rezeption reiner „Komponistinnen-Programme“ werden thematisiert.
Referentin: Mary Ellen Kitchens, Geschäftsführende Vorstandsfrau Archiv Frau und Musik / Dirigentin
12:00 – 13:30 Uhr: Mittagessen
13:30 – 15:00 Uhr: Programmplanung
Hier erhalten Sie konkrete Anregung zur Programmgestaltung für Ihr Orchester bzw. Chor. Sie erfahren, was ein für Musiker*innen wie Publikum gleichermaßen attraktives Programm auszeichnet und wie sich Werke verschiedener Gattungen und Epochen miteinander kombinieren lassen. Natürlich liegt ein Schwerpunkt auf den Werken von Komponistinnen.
Referentin: Eva Meitner, Dirigentin
15:00 – 15:15 Uhr: Kaffeepause
15:15 – 16:45 Uhr: Impulse für die Erarbeitung und Vermittlung der Werke von
zeitgenössischen Komponistinnen
Dieser Vortrag zeigt, wie Sie Ihre Orchesterarbeit durch die Beschäftigung mit und Aufführung
von Werken von Komponistinnen erweitern können. Es werden Hinweise auf die (finanzierbare)
Vergabe von Auftragswerken und Ideen für die Organisation von Komponistinnen-
Residencies gegeben. Dabei geht es auch um Themen wie Öffentlichkeitsarbeit und das
Gewinnen neuer Publikumsschichten.
Referentin: Karin Dietrich, Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main
16:45 – 18:30 Uhr: Komponistinnen im Gespräch
Vor welchen strukturellen Problemen stehen Komponistinnen? Wie gehen sie mit Diskriminierung um und in welcher Form begegnen sie dieser? Woher gewinnen sie Inspiration? Welche Wünsche haben sie? Wie gelingt ihnen der Kompositionsprozess? Worum geht es in ihrer Musik?
Über diese und weitere Fragen tauschen Sie sich mit drei zeitgenössischen Komponistinnen aus, die Werke (auch) für Amateurorchester schreiben.
Komponistinnen: Vivienne Olive, Sibylle Pomorin, Agnes Ponizil
18:30 Uhr: Ausklang
Gastgeberinnen: Mary Ellen Kitchens und Jelena Rothermel, Archiv Frau und Musik
Organisation: Katharina Müsse, BDLO
Moderation: Dr. Kiyomi v. Frankenberg, BDLO
Teilnahmebeitrag
Der Teilnahmebeitrag beläuft sich auf 75 € (45 € ohne Übernachtung) pro Person. Darin inkludiert sind neben der Teilnahme alle Mahlzeiten bis Samstagnachmittag und ggf. eine Übernachtung.
Online ist die Teilnahme kostenlos möglich.
Veranstaltungsort
Aula der Hoffmanns Höfe, Heinrich-Hoffmann-Strasse 3, 60528 Frankfurt/Main
Hintergrund
Frauen hatten in den letzten Jahrhunderten aufgrund von Vorurteilen und Einschränkungen u.a. durch die Kirche nur sehr begrenzte Möglichkeiten, als Komponistinnen zu wirken, anerkannt und überliefert zu werden. Daher findet man im heutigen Repertoire kaum Werke von Komponistinnen. Komponistinnen sind in Konzerten von Amateurmusiker*innen und auch von Berufsmusiker*innen deutlich unterrepräsentiert. Auch zeitgenössische Komponistinnen haben immer noch geringere Erfolgsaussichten als ihre männlichen Kollegen.
14 Millionen Menschen in Deutschland machen in ihrer Freizeit Musik, also gut ein Sechstel der Bevölkerung. Die Amateurmusikszene beeinflusst das gesamte Musikleben, so hatte sie beispielsweise einen beträchtlichen Anteil an der Wiederentdeckung der Alten Musik.
Vor diesem Hintergrund soll die weitgehende finanzielle Unabhängigkeit und die Innovationsbereitschaft von Amateurorchestern dazu genutzt werden, um auf die Werke von Komponistinnen aufmerksam zu machen und so zu geschlechtergerechten Spielplänen beizutragen.
Im Zusammenhang mit dieser BDLO Akademie stehen zwei weitere Projekte des BDLO: Im Rahmen des Bundesamateurorchesters 2022 werden Werke von Komponistinnen erarbeitet. Die Notenbibliothek wird ihre Suchfunktionen und ihr Notenangebot erweitern, um den Zugang zu Werken von Komponistinnen zu erleichtern.
Die BDLO-Akademie wird gefördert von: