1858 vertonte Johannes Brahms erstmals geistliche Texte (Ave Maria op. 12 und Begräbnisgesang op. 13). 1861 begann er dann mit der Zusammenstellung der Texte zu dem Requiem. Zunächst entstanden die Texte der Sätze I–IV; diese notierte Brahms auf der Rückseite des vierten Liedes seiner Magelonen-Romanzen op. 33. Ebenfalls 1861 komponierte er die ersten beiden Sätze. Nach dem Tod der Mutter 1865 scheint er die Arbeit an dem Werk wiederaufgenommen zu haben, im Frühjahr 1865 entstand der IV. Satz, diesen sandte Brahms als Klavierauszug an Clara Schumann. Satz III ist wohl während eines längeren Aufenthaltes bei dem Freund und Fotografen Julius Allgeyer in Karlsruhe entstanden, die Sätze VI und VII wohl im Sommer des Jahres 1866 in Lichtenthal (bei Baden-Baden) und/oder in Winterthur. Der heutige Satz V wurde erst im Mai 1868 komponiert und nach den ersten Aufführungen in das Werk eingefügt. (Siehe Johannes Brahms und die Schweiz).
Ein Briefwechsel dem Verleger Jakob Melchior Rieter-Biedermann vom November 1867 belegt Brahms’ Absicht, das Requiem in Basel uraufführen zu wollen. Dorthin pflegte Brahms enge Kontakte mit dem Mäzen Friedrich Riggenbach-Stehlin, bei dessen Hauskonzerten er einige Sätze aus dem Requiem im Klavierauszug aufführte. Zur eigentlichen Uraufführung kam es jedoch nicht, Brahms bemerkte: „Die Basler sind von einer so unpraktischen Weitläufigkeit, dass das wohl nichts wird. Und ich wäre gar gerne zum Frühling in Ihre Gegend gegangen. Dagegen will man das Requiem in Bremen durchaus aufführen […]“
Die ersten drei Sätze – mehr wollte man dem Publikum „nicht zumuten“ – wurden Anfang Dezember 1867 durch den Wiener Singverein in einem Konzert der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien uraufgeführt. Der Behauptung, die Aufführung habe einen „eklatanten Misserfolg“ erlebt, widerspricht ein Brief von Brahms’ Freund Joseph Joachim an seine Frau (1. Dezember 1867); dort ist die Rede davon, das Publikum habe „mit Theilnahme“ zugehört, „eine kompakte kleine Partei“ sogar „mit Weihe und Enthusiasmus“, während „einiges zischendes Gesindel […] den Sieg nicht erringen“ konnte. Der Beifall habe so lange angehalten, bis Brahms „vom Saal über die Treppe in’s Orchester“ gekommen sei. Ein Problem der Aufführung, die von Eduard Hanslick insgesamt durchaus positiv rezensiert wurde, war, dass der Paukist beim langen Orgelpunkt der Schlussfuge von Nr. 3 („Der Gerechten Seelen“) viel zu laut spielte.
Weitaus mehr Anklang fand die erstmalige Aufführung der vorläufig vollendeten Komposition: Das damals noch sechssätzige Werk wurde in seiner Gesamtheit erstmals am Karfreitag, dem 10. April 1868, im Bremer Dom unter der musikalischen Leitung von Brahms aufgeführt, nach Einstudierung durch den Bremer Domkapellmeister Carl Martin Reinthaler. Der bei diesem Konzert noch fehlende fünfte Satz wurde erst danach eingefügt. Das vollständige Werk erlebte am 18. Februar 1869 seine Uraufführung im Leipziger Gewandhaus durch den GewandhausChor; allerdings hatte es am 3. Januar 1869 bereits eine private Aufführung der Klavierauszugversion mit kleinem Chor und Solisten in Dessau gegeben, wie Brahms von seinem Freund Adolf Schubring erfuhr.
Verlag: | Carus (2008) |
Besetzung: | Sr-3223-4231-10 (Pic Kf) 2Hf Org Ch-SATB S-Sp S-Bar Str(1-1-1-1-1) |